Das Konzept der Multifamilientherapie (MFT), einer systemischen Familiengruppentherapie, wurde von Eia Asen auf der Grundlage der Erfahrungen des Londoner Marlborough Family Service in London entwickelt. Die MFT verbindet handlungsorientierte, familientherapeutische Interventionen mit einem Gruppenkontext.
Die Inhalte der MFT orientieren sich an den Bedürfnissen und Kompetenzen der jeweiligen Familienmitglieder. Familien, Eltern und Kinder, werden von den anderen Familien dabei unterstützt, ihre eigenen familiären Interaktions- und Beziehungsmuster zu erkennen. Im Gruppenkontext werden Lösungen für die Anliegen der einzelnen Familien gesucht und ausprobiert. Die Erfahrungen werden in der Gruppe diskutiert und reflektiert.
Zielgruppe für unser Angebot sind Familien bei denen die Sorgen und Probleme von und mit Kindern im Mittelpunkt stehen. Es richtetet sich insbesondere an entstrukturierte Familien bis hin zu sogenannten "Multiproblemfamilien", die Schwierigkeiten haben, ihren Kindern adäquate Entwicklungsbedingungen zu bieten. Die dabei entstandenen Problemlagen und lange andauernden Belastungen können auf Dauer zu einer Kindeswohlgefährdung führen. Da der Fokus auf der Gesamtfamilie liegt, entfällt der Block allein auf das "Problemkind".
Konkrete Probleme der Familien können sein:
- Prekäre Lebensverhältnisse,
- soziale Isolation,
- massive Überforderungen der Eltern,
- Erziehungsschwierigkeiten,
- Eltern-Kind-Konflikte,
- (leben mit) verhaltensauffällige(n) Kinder(n) (z.B. ADHS),
- Vernachlässigung/Misshandlung,
- psychiatrische Diagnosen/Instabilität bei einem Familienmitglied (Elternteil, Kind),
- Eltern mit Bindungs- und Beziehungsstörungen.
Zentrale Themen und Hilfekontexte:
- Erziehungsthemen und -fragestellungen,
- Kommunikation, Beziehungs- und Alltagsgestaltung in der Familie,
- Überwinden der sozialen Isolation und Sprachlosigkeit,
- Patchworkthemen,
- (Eltern) Paarbeziehungsthemen,
- Rechte und Bedürfnisse von Kindern,
Ausschlusskriterien:
- Akute Dogenproblematik,
- akute psychische Erkrankung,
Zielsetzung der Multi-Familien-Therapie
Die MFT hat zum Ziel, Familien so miteinander in Kontakt zu bringen, dass sie sich auch gegenseitig beraten und sich in ihrer Aufgabe, die elterliche Verantwortung für ihre Kinder zu übernehmen, unterstützen.
Mit Blick auf die Schaffung förderlicher Entwicklungsbedingungen für die Kinder ist die Erfahrung einen unterstützenden sozialen Miteinanders mehrerer Familien, die sich in vergleichbaren Lebenssituationen befinden und mit ähnlichen Alltagsproblemen zu kämpfen haben, von zentraler Bedeutung.
Mit der MFT treten Familien aus ihrer schambesetzten Isolation heraus und erfahren ein Gefühl von Solidarität, wenn sie auf andere Familien mit ähnlichen Problemen stoßen: "Wir sitzen alle in einem Boot. Wir sind ja nicht die einzigen."
Die Familien, sowohl Eltern als auch Kinder, erfahren sich in der Rolle der "Profis". Sie nehmen im Gruppenprozess die Rolle der Berater/In für andere ein, sie erfahren, dass sie für andere Familien hilfreich sein können. Gleichzeitig werden sie von anderen Eltern und Kindern unterstützt und beraten. So überwinden Familien das Gefühl der Ohnmacht und Hilflosigkeit und erleben sich wieder, oft zum ersten Mal seit langer Zeit, als handlungsfähig. Die Familien kommen gemeinsam in eine Dynamik nach Lösungen und neuen Wegen für ihre familiären Probleme zu suchen: "Ich kann doch mehr als ich dachte. Wie die anderen Familien das machen, finde ich gut."
Voraussetzungen für eine Teilname
Grundvoraussetzung für die Aufnahme einer Familie ist die Fähigkeit und die Bereitschaft mindestens eines Elternteils, die Verantwortung und Aufsichtspflicht für seine Kinder zu übernehmen. Während der Therapiesitzungen ist die Anwesenheit der Eltern verpflichtend.
Setting
Die MFT wird bei einer Gruppengröße von fünf Familien von zwei Therapeut/Innen durchgeführt. Neben regelmäßigen wöchentlichen Gruppensitzungen gibt es zusätzlich aufsuchende Familiengespräche im 1:1 Setting.
Die MFT gestaltet immer wieder flexibel neue Kontexte. Zunächst kommen alle fünf Familien zusammen. Je nach Bedarf und Anliegen der Familien kann sich der Kontext im Verlauf der Sitzung ändern. So kann es möglich sein, über die Dauer von drei Stunden in der Gesamtgruppe zu arbeiten, es besteht aber auch die Möglichkeit, die Gruppe zu trennen in Eltern- und Kinder-, Mütter- und Vätergruppen, oder eine Familie arbeitet mit einem Therapeut/Innen separat, während die anderen Familien weiter in der Gruppe arbeiten. Zusätzlich gibt es regelmäßige Elternrunden am Vormittag ohne Kinder.
Eine MFT-Sitzung dauert in der Regel ca. 3 Stunden.
Innerhalb der ersten sechs Monate nach Beginn der Maßnahme können die Eltern an einem Erziehungskompetenztraining (Elternschule) teilnehmen, dies geschieht in der elternbezogenen Einzelarbeit.
Elternarbeit außerhalb der MFT Sitzungen finden ebenfalls im vierwöchentlichen Abstand statt, wobei dieses auch in krisenhaften Momenten auf einen 14 tägigen Beratungskontakt gesteigert werden kann.
Es sollen die erzieherischen Kompetenzen der Eltern gefördert werden, so das sie selber Veränderungen im eigenen Erziehungsverhalten und am Problemverhalten der Kinder erwirken und in der Folge aufrecht erhalten können. Grade dieser Moment wird durch die Multi-Familien-Arbeit besonders verstärkt und die Eltern erleben ein gestärktes Wir-Empfinden, wodurch eine hohe Motivation und eine hohe Veränderungsbereitschaft erwirkt wird.
Zielführend ist, dass die Eltern darin unterstützt werden ihre erzieherischen Ziele autonom, selbstbestimmt und eigenverantwortlich zu erlangen. In diesem Kontext wird ressourcenorientiert vorgegangen, in dem die Kompetenzen der Eltern und der Kinder herausgearbeitet und gestärkt werden. Es werden klare Zukunftsorientierungen und positive Zielsetzung in der Zusammenarbeit angestrebt.
Die Leitziele der Elternarbeit umfassen:
- Aufbau einer förderlichen und vertrauensvollen Eltern-Kind Interaktion und Beziehung
- Stärkung der Erziehungsfähigkeit und des Verantwortungsgefühls
- Erarbeitung eines angemessenen Erziehungsstils
- Vermittlung unmittelbar nutzbarer Erziehungsfertigkeiten
- Veränderung familiärer Abläufe und Umgangsformen, um den Verhaltensmöglichkeiten der Kinder gerecht zu werden
- Anregung zur Veränderung von Beziehungs- und Verhaltensmustern
- Mobilisierung familiärer Ressourcen
- Klärung und Neubesetzung innerfamiliärer Rollen, Aufgaben, Beziehungen und Konflikten
- Reduzierung der Belastungen in der Familie durch konstruktive Lösungen im Alltag
- Familiäre Neustrukturierung und Verringerung des Stressniveaus
- Unterstützung bei der Lebensplanung und Entwicklung von Perspektiven
Dies erfolgt methodisch durch die Vermittlung von alternativen Problemlösestrategien,
dem Aufbau einer angemessenen Tagesstruktur, der Aufgabenteilung zwischen den
Eltern, der Schaffung positiver Erlebnisse zwischen dem Kind und seinen Eltern und der
Erarbeitung von Handlungsalternativen mit Hilfe von Rollenspielen, Videoanalysen (Mate
Meo Video Home Training), Biografiearbeit, dem bedarfsspezifischen Einbezug von
Angehörigen und dem Betreuten selbst etc..
Auch Aufenthalte bei den Eltern werden gezielt eingeleitet, um die erworbenen
Erziehungsfertigkeiten zu erproben und die Eltern-Kind Beziehung zu stärken. Die Dauer
und die Frequenz der Besuche bilden die Grundlage für eine Rückführung und werden
individuell im Hilfeplan festgeschrieben. Eine Reflexion der Besuchszeiten ermöglicht es
an Erziehungsverhalten zu arbeiten und ggf. Modifikationen im Kontakt vorzunehmen.
Bei (schwerwiegenden) Konflikten wird von der Psychologin eine Mediation oder auch
Krisenintervention vorgenommen.
Die Arbeit mit den Eltern erfordert eine individuelle Planung und Organisation, vor allem
wenn die Eltern getrennt leben und daher oft keine gemeinsamen Termine wahrnehmen
können. Der sich daraus ergebende erforderliche Zeitaufwand beträgt 20 Stunden je
Familie pro Monat. Die jeweiligen Kontakte (Telefonate, Gespräche, Hausbesuche,
Erziehungskompetenztraining und MFT Sitzungen) werden von der Psychologin
organisiert und durchgeführt.
Im Verlauf der Maßnahme verringert sich dieser Stundensatz auf fünf Stunden im Monat,
wobei hier die monatlichen Multi-Familientherapie Sitzungen mit drei Stunden und die
Einzelarbeit mit den Eltern mit zwei Stunden berechnet werden.
Weiterhin werden die Eltern durch Telefonate mit ihrem Kind, an der Organisation von
Besuchskontakten am Wochenende oder in den Ferien sowie an Kontakten zur Schule,
Ärzten oder Psychotherapeuten beteiligt.
Damit die Identifikationsbasis mit den Eltern/Angehörigen für das Kind erhalten bleibt
und fortgesetzt werden kann, ist es sinnvoll und wichtig, dem Kind/Jugendlichen
weiterhin verwertbare Informationen über Mutter und Vater zu übermitteln. Die
Weitergabe von Informationen an das Kind orientiert sich an dem Bedürfnisstand des
Kindes/Jugendlichen nach mehr Wissen über seine Familie. Ziel ist es, dass ein Rest von
positivem Elternbewusstsein immer erhalten bleibt. Ist ein direkter Kontakt zwischen den
Kindern und Jugendlichen und Eltern vorübergehend aus pädagogischen Gründen nicht
zielführend, wird die Psychologin der Einrichtung als Kontaktperson eingesetzt. Hierbei
spielt die Allparteilichkeit der Psychologin eine große Rolle, die zur Vermittlung zwischen
den Beteiligten hinreichend notwendig ist.
Da viele Kinder und Jugendliche nicht schwimmen können, ist der Gang in ein öffentliches Schwimmbad oft mit Schamgefühlen belegt. Im Bento-Camp GmbH gibt es die Möglichkeit durch einen zertifizierten Schwimmlehrer verschiedene Schwimmabzeichen zu machen. Nachdem das Schwimmen erlernt worden ist und das Abzeichen "Seepferdchen" bestanden ist, gibt es regelmäßige Ausflüge in das naheliegende Lilienthaler Hallenbad um dort die weiteren Schwimmabzeichen zu machen.
Der spezielle Fokus der Einrichtung liegt auf der tiergestützten Pädagogik im Alltag der Kinder und in gezielten Angeboten wie dem therapeutischen Reiten.
Die tiergestützte pädagogische Leistung kann einen wichtigen Beitrag zur ganzheitlichen Entwicklung der jungen Menschen leisten, indem ihnen die Möglichkeit eröffnet wird, in Interaktion mit den Tieren ihre zahlreichen Kompetenzen zu erweitern. Aus der Entwicklungspsychologie ist in diesem Zusammenhang bekannt, dass es für Kinder immens wichtig ist zu erfahren, dass ihre Handlungen eine positive Wirkung erzeugen und sie sich dadurch selbstwirksam erleben. Durch die Fürsorge, Pflege und Zuwendung gegenüber Tieren erhalten die Kinder eine positive Rückmeldung in Form von Lob, Aufmerksamkeit und Dankbarkeit, was sie im Aufbau eines positiven und kohärenten Selbstbildes unterstützt. Der Umgang mit Tieren, ihre Versorgung und ihre freundliche Resonanz auf Zuwendung fördern die Selbstwirksamkeit und haben einen positiven Einfluss auf die Kontaktbereitschaft der Kinder. Der Kontakt zwischen Kind und Tier kann förderlich sein für die Begegnung mit anderen Menschen, gerade wenn sie in ihrer Biographie Enttäuschungen, verbale und körperliche Gewalt erlebt haben. Die nonverbale Kontaktaufnahme mit dem Tier erleichtert es dem jungen Menschen eine emotionale Vertrautheit aufzubauen und dieses Vertrauen wiederrum graduiert auf andere Menschen zu übertragen. Die Tiere ermöglichen es Distanzen abzubauen, Nähe herzustellen, Vertrautheit und Kontakt zu erleben. Die Beschäftigung mit dem Tier macht Kindern großen Spaß und ermöglichen gezielte Lernerfahrungen. Durch den regelmäßigen Kontakt werden die Kinder auch vor neue Probleme gestellt, durch die sie ermutigt werden ihr Verhalten zu verändern und alternative Problemlösestrategien auszuprobieren sowie vorhandene zu erweitern. Tiere erzeugen dabei im Allgemeinen eine positive und freundliche Atmosphäre, so das verbale und nonverbale Aggressionen der Kinder mit externalisierenden Störungen im Umgang mit den Tieren durch Fürsorge, Verantwortlichkeit, Rücksicht, Konzentration und Entspannung abgelöst werden. Zugleich fällt es introvertierten Kindern häufig leichter zunächst Kontakt zu einem Tier anstatt zu einem Menschen aufzunehmen. Tiere akzeptieren in diesem Zusammenhang Verhaltensweisen, die vom Menschen häufig nicht toleriert werden. Sie regen damit Formen des sozialen und emotionalen Lernens an, vor allem bei Kindern mit Bindungsstörungen, die Schwierigkeiten im Kontakt mit anderen Menschen aufweisen. In diesem Sinne hat die tiergestützte Pädagogik einen entscheidenden Einfluss auf die sozialemotionale Entwicklung der Kinder, in dem diese in der Beziehung zum Tier Empathie, soziale Umgangsformen, emotionale Problemlösestrategien, Verantwortungsbewusstsein etc. erlernen. Studien belegen in diesem Kontext den Aufbau eines strukturierten und sozialwirksameren Verhaltensrepertoires. Die Tiere bieten Sicherheit, emotionale Unterstützung, Zuverlässigkeit, Akzeptanz und Zuneigung, was das kindliche Vertrauen-, Sicherheits- und Selbstwertgefühl sowie die Autonomie fördert. Durch die tiergestützte Erziehung werden des weiteren Themen wie das Leben, die Krankheit oder der Tod aktuell und können adäquat aufgegriffen werden. Die Heranwachsenden lernen durch die Konfrontation mit diesen Themen Coping-Strategien für die eigene Bewältigung entwicklungsrelevanter Themen. Die Tiere des BENTO-Camps GmbH bieten weiterhin vielfältigen Anlass zur positiven Freizeitgestaltung und ermuntern zu körperlichen und geistigen Aktivitäten, die einem destruktiven Freizeitverhalten (z.B. Mediensucht, Delinquenz) entgegenstehen. In Konflikten bieten die Tiere emotionale Unterstützung, mindern durch ihre Anwesenheit den Stress sowie die Traurigkeit der Kinder und ermöglichen die Überwindung von Misserfolgen oder Einsamkeit.
Auch Erwachsene profitieren von der tiergestützten Pädagogik, vor allem wenn sie in ihrer eigenen Sozialisation destruktive Erfahrungen mit Menschen gemacht haben. Hierbei erleichtern die Tiere den Zugang zu den Eltern im Rahmen der Kontaktaufnahme oder dem Einstieg in problematische Themen. Das Misstrauen auf Seiten des Herkunftssystems wird abgebaut und die Zusammenarbeit gestärkt.